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Hanse

„ Das Ganze existierte vor den Teilen, schreibt Rörig über die Entstehung der Hanse. Deren jeweiliger Zustand entsprach dem größten gemeinsamen Nenner aller Beteiligten. Nur so konnte sie sich über vier Jahrhunderte behaupten und eine Region, die von allen Seiten als Peripherie gesehen wird, zum Zentrum machen. Nicht als Standort der Macht oder einer Produktion, sondern als Ort des Austausches, des Handels und der Verbindungen: als eine moderne, fragmentierte Metropole, gleichsam ein virtueller urbaner Raum von Nachbarstädten, die nur das Wasser trennte; und in diesem Raum konnten sich Berufsleute, Handwerker und Musikanten, Prälaten und Akademikern weitgehend frei bewegen, sich niederlassen und Karriere machen.

Modern, flexibel, heterogen, zeigt sich die Hanse, wie eine Institution auf die sich wandelnden Bedürfnisse ihrer einzelnen Teilnehmer zugeschnitten werden kann. Zusammengehalten wurde sie von Wirtschaftsinteressen, von einer gemeinsamen urbanen Kultur – etwa der Musik – und ihrer Lingua franca, dem lübischen Niederdeutsch, das 1369 das Latein als Protokollsprache der Rezesse der Hanse ablöste."

Baltic Gallery wird wie die alte Hanse, ein flexibler Raum werden, institutionell auf das Nötigste beschränkt, weitgehend ohne Machtstrukturen oder Bürokratie. Ein Ort, die verschiedene politische Ansichten vereinigt und wechselnde Zugehörigkeiten erlaubt.

Noch nie in der Geschichte der Ostsee gab es solche Möglichkeiten der Entwicklung und Entfaltung wie jetzt. Sogar die alte Hanse ist nicht im Stande solche Strukturen aufzuweisen.




Neidhart, Christoph: Ostsee: Das Meer in unserer Mitte, marebuchverlag 2007